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Don't Wake Daddy IV - The Drawing Show

Vom 05. bis zum 23. Dezember findet zum vierten Mal eine der größten Lowbrow Ausstellungen Europas in Hamburg statt. Nach dem großen Erfolg der ersten „Don’t Wake Daddy“ Ausstellungen, in dem die ganze Bandbreite der Lowbrow Art, und im letzten Jahr speziell nur Malerei gezeigt wurde, konzentriert sich die diesjährige Ausstellung auf das Medium der Zeichnung.

>> Bilder der Vernissage

>> Bilder der Ausstellung

Dieses Jahr sind Werke von 28 internationalen Künstlern zu sehen, von denen einige auch mehrere Arbeiten präsentieren. Nach dem sich die Ausstellung im letzten Jahr der Malerei widmete tritt nun die andere wichtige Arbeitsform der LowBrow Art, die Zeichnung, in den Vordergrund.

Diese reichen von den ausgearbeitesten, feinsten Zeichnungen bis hin zu groben, einfachen, trashigen Arbeiten. Gerade bei letzteren stellt man fest wie modern die LowBrow Art heute ist und wie nah der Bezug zur heutigen Streetart ist. Den längst kann man viele Arbeiten der Künstler nicht mehr so einfach kategorisieren und in Schubladen stecken, die Bandbreite der Arbeitsweisen ist mittlerweile riesig.
Auch sonst hat sich viel getan in Europa in Bezug auf die Lowbrow Art seit der ersten DWD Ausstellung vor 3 Jahren. Der Begriff Lowbrow ist vielen Kunstkennern und Kunstfreunden kein Rätsel mehr und mit der Merry Karnowsky Gallery aus Los Angeles hat eine der wichtigsten Galerien des Genres eine Dependance in Berlin eröffnet. Weitere Galerien und Künstler haben ein Auge auf Europa geworfen. Dieses zeigt, das die Lowbrow Art auch in Europa längst nicht mehr nur in subkulturellen Kreisen zu Hause ist. In den USA hat sie diese längst verlassen und wird auf dem „normalen“ Markt wahrgenommen und gehandelt. Auch wenn in Europa dieser Status noch nicht ganz erreicht ist, man ist auf dem besten Weg dorthin und die DWD Ausstellungen tragen ihren Teil dazu bei.

Hier die Liste der teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen:
Anthony Ausgang (USA), Anthony Pontius (USA), Brendan Danielsson (USA), Brendan Monroe (USA), Danielle de Picciotto (D), Dan May (USA), Eric White (USA), Femke Hiemstra (NL), Fred Stonehouse (USA), Gary Baseman (USA), Gastón Liberto (ARG), Gregory Hergert (USA), Heiko Müller (D), Jason Limon (USA), John Casey (USA), Marcus Schäfer (D), Mark Elliott (USA), Martin Wittfooth (USA), Matt Lock (USA), Mitch Blunt (GB), Moki (D), Nando Vivas (E), Paul Chatem (USA), Sergio Mora (E), The Horror aka Daniel Cantrell (GB), Travis Louie (USA), Van Arno (USA), Wolfgang Sangmeister (D)

Lowbrow Art (oder Pop Surrealism) Der Versuch einer Definition
Kurz vorweg: Die Lowbrow Art oder Outsider Art oder, wie es jetzt immer verstärkter genannt wird, der Pop Surrealsim hat sich innerhalb von kürzester Zeit mehr und mehr auf dem Kunstmarkt etabliert und erfährt dort eine immer größere Bedeutung. Die neuen Namen für diese Kunstrichtung zeigen deutlich auf, dass sie sich in den letzten Jahren immer vielschichtiger entwickelt hat und das Arbeitsfeld der Künstler weiter und weiter gesteckt ist. Nicht nur malerische oder zeichnerische Aspekte fließen ein, sondern auch verstärkt grafische Tendenzen sind in jüngster Zeit auszumachen und stecken die Grenzen immer weiter.
Diese eigentlich nicht wirklich zu definierende Kunstform hat sich abseits des „normalen“ Kunstmarktes entwickelt. Künstler die sich nicht dem Diktat der Museen und großen Galerien beugen wollten, fingen an, in meist cartoonesken, comichaften Bildern über das zu malen was sie wirklich bewegte. Dazu gehörten eben auch Autos, Frauen und Rock’n’Roll. Von den technischen und gestalterischen Fähigkeiten her unterschieden sich diese Künstler nicht von ihren normalen Kollegen, aber die Kunstszene mit ihrem elitärem Gehabe war ihre Sache nicht. Hochgezogene Augenbrauen beim Betrachten der Kunst schien ihnen nicht angebracht, die Braue blieb unten. LowBrow eben.
Heute sind viele Künstler des Genres längst etabliert, und viele Hollywood Stars schmücken sich mit ihren Werken und erscheinen auf ihren Vernissagen. Die Zeiten ändern sich !!
Auch wenn in letzter Zeit immer öfter die Tendenz zu spüren ist, das Künstler sich aus dem Umfeld der Lowbrow Art lösen möchten um sich aufzumachen in die große weite Welt der Fine Art, bleibt ihre Kunst doch verhaftet in den Wurzeln dieses Genres. Aber der Markt ruft.......
Lowbrow ist als Kunstrichtung langsam aus den amerikanischen Subkulturen der 50er Jahre bis heute hervorgegangen. Sucht man die Ursprünge von Lowbrow, so fängt man am besten bei den mittlerweile altehrwürdigen Surf- und Hot Rod-Bewegungen an und schaut dann, was der Stein alles mitgenommen hat, sobald er ins Rollen geraten ist: SF-Fernsehserien, psychedelische Rockmusik, Softpornos, Animes usw. Wer billige Monsterfilme aus den Sechzigern kennt, Cartoons von Robert Crumb gelesen oder sich einmal mit amerikanischen Werbeplakaten aus den letzten zwanzig, dreißig Jahren beschäftigt hat, dem dürften die Lowbrow-Welten einigermaßen vertraut vorkommen. Das war praktisch der Anfang einer Emanzipation der Illustrative, die dadurch ihren Weg in die Galerien und Museen fand. Abgeschlossen ist dieser Weg noch nicht, aber auch dank der Lowbrow Art schon ein gutes Stück weiter.
Zusammengefasst unter dem Begriff „Lowbrow“ wurde das Ganze zum ersten Mal 1979 von Robert Williams, der damals der Überzeugung war, dass keine renommierte, anspruchsvolle (sprich: „High Brow“) Galerie Platz für seine Bilder aufbringen würde. Heute ist Williams Herausgeber des Juxtapoz-Magazins, und die Künstler, die er darin veröffentlicht, verkaufen ihre Werke längst nicht mehr im Untergrund.In gewisser Art und Weise kann man Lowbrow auch als einen Vorläufer und Wegbereiter der Streetart sehen, denn auch hier entstand alles aus der Energie der Straße und der Verweigerungshaltung gegenüber dem „normalen“ Kunstbetrieb.
Heute kreuzen sich oft die Wege der alten und der neuen Bewegung und die Grenzen scheinen fließend. Gary Baseman z. Bsp. ist auf beiden Gebieten anerkannt und etabliert. Aber nicht nur gegenseitiger Respekt ist heute angesagt, längst haben viele Lowbrow Künstler die teuren Galerien und die Museen erobert und verkaufen dort ihre Kunst oder stellen sie aus. Trotzdem ist in der jüngeren Lowbrow Bewegung noch genug Wut, Ungeduld und Verweigerung zu spüren, die das Ganze am Leben erhält. Und etwas hat man der Streetart-Szene voraus. Man hat sich in gewisser Weise etabliert, dabei aber auch immer wieder weiter entwickelt und neu erfunden. Dieser Prozess steht der neueren Szene noch bevor, obwohl auch sie auf dem allerbesten Weg ist !!!