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Jim Avignon - Famous for 15 seconds

Vom 12.April bis zum 02.Mai 2015 ist der Berliner Künstler Jim Avignon mit seiner 5ten Einzelausstellung zu Gast bei Feinkunst Krüger. Neben seinen weltbekannten Bildern wird es diesmal auch Objekte und allerlei Neues, nie von ihm gesehenes, zu bestaunen geben. 

Zur Vernissage am Samstag den 11. April 2015 ab 20.00 Uhr laden wir herzlich ein.

Sie kennen Jim Avignon noch nicht? Wie wäre es mit folgendem Bild als Hilfestellung: Irgendwo in einer Großstadt steht eine große Pappbox auf der Straße, bunt bemalt und von verschiedensten Klebebändern zusammengehalten. Auf der Vorderseite winkt ein freundlicher Mann mit Hut, von der Rückseite grüßt ein Totenkopf, links laufen Animationen auf einem Bildschirm und rechts spuckt ein kleiner Lautsprecher unentwegt seltsam gutgelaunte Elektropopmelodien aus. Die Kiste scheint zu vibrieren vor Ideen, die es eilig haben auf die Welt zu kommen. Wie alt das Ding ist lässt sich nicht sagen, wo es herkommt auch nicht so genau, dass es schon viel herumgekommen ist kann man ihm aber irgendwie ansehen. Die Box ist wild beklebt mit allen möglichen Labels: Pop-Art, Street-Art, Club-Art, Anti-Establishment, Tizian des Techno, Picasso on acid, schnellster Maler der Welt, Rocky Horror Hochkultur. Sie sorgt überall wo sie auftaucht, für eine gewisse subversive Stimmung und eine diebische Freude am Leichtnehmen bierernster Gegenstände – was bei vielen einen Haben-Wollen-Reflex auslöst.

Für die aktuelle Ausstellung bei Feinkunst Krüger in Hamburg hat Jim Avignon wie so oft  alle Arbeiten neu gemalt. Die Ausstellung heißt “ Famous for 15 seconds” und bezieht sich natürlich auf Andy Warhols berühmte 15 minutes of fame. 15 Minuten sind heutzutage eine lange Zeit und so passt Avignon seinen Warhol an das Internetzeitalter an, wie er auch der “Popart” die eine oder andere neue Facette hinzugefügt hat.

Avignons Kunst funktioniert wie Popmusik im DIY-mode. Zur eigenen Unterhaltung produziert und im Guerilla-Verfahren unters (Club-)Volk gebracht. Markenzeichen sind leuchtende Farben, Witz, unprätentiöses Material und ein enormer Output. Er setzt einer Kunstszene, die mit ihren Debütanten, Aspiranten und Big Names sowohl bei Künstlern, Galeristen, Kuratoren als auch Sammlern den dauernden Wettbewerb um Aufmerksamkeit zur Leitstrategie erhoben hat, eine bunte Flut von erschwinglichen, schnell produzierten Arbeiten entgegen. Sie sollen ganz offen zum Nachdenken anregen und ersetzen erhabene Selbstreferenzialität durch schwarzen Humor und Selbstironie. Avignons Bilder karikieren das Kunstbetriebssystem und richten sich auch an Menschen, die von der Goldrahmen-Aura der sogenannten Hochkunst eher gelangweilt oder abgeschreckt sind.

Seine Arbeiten sind Experimente mit den Möglichkeiten des Ephemeren, der schnelllebigen Massenproduktion, der An- und Abwesenheit des Künstlers, seiner Maskierung und De-Maskierung. Er macht Kunst unter dem Signum eines untergründigen Humors, der alle verstörenden Aspekte der gegenwärtigen Problemlagen beleuchtet. Ganz im Geiste Charlie Chaplins wird bei ihm die Schwere des Daseins durch die humoristische Behandlung gleichzeitig sichtbar und – weil wir für einen Moment darüber lachen können – auch leichter erträglich. Er ist ein unermüdlicher Philanthrop des Kunst- betriebs, der sich auch selbst nicht immer ganz Ernst nimmt: „A friendly dog in an unfriendly world“.

Text: Almut Hüfler