Zum Hauptinhalt springen

Your Light is my Darkness (part 2)

>> Bilder der Ausstellung

>> Ausstellungsansichten


Fritz Bornstück | Sebastian Gögel | Philip Grözinger | Namio Harukawa 

Julius Hofmann | Silard Isaak | Michael Kirkham | Henning Kles | Stu Mead


Vom 06. bis zum 27. Februar 2016 zeigt Feinkunst Krüger eine Malereiausstellung von 9 internationalen Künstlern. Wem die Ausstellung „Malerei, böse“ im Hamburger Kunstverein gefallen hat, ist hier richtig aufgehoben und kann sich über das Ende der Kunstvereins Ausstellung hinwegtrösten. Denn hier wird es tatsächlich ein bisschen „böse“ und vor allem sexuell anzüglich.

Diese von der Berliner Kunsthistorikerin Ann-Kathrin Wegener und der Journalistin Michaela Kühn konzipierte Ausstellung wurde bereits mit Erfolg in Berlin gezeigt und wandert weiter nach Amsterdam. Die Ausstellungen variieren dabei leicht in Besetzung und Bildmaterial.

Unserer Meinung nach ist die Kunst, gerade die Malerei, dabei sich in die Sackgasse der übertriebenen Ernsthaftigkeit zu manövrieren. Wo ist die Ironie, die Sinnlichkeit, die Frechheit? Vielleicht schämt man sich für die Freiheit und den Wohlstand der heutigen Gesellschaft? Viele Fragen auf die Philosophen vielleicht Antworten hätten. Diese braucht man aber gar nicht wenn man sich traut sich auf Kunst einzulassen, die keinen 5-seitigen Erklärungsbogen eines Kunsttheoretikers für das Betrachten voraussetzt. Bewusst haben wir diese Künstler ausgewählt, jeder für sich ist in seiner Galerie der Outlaw, aber dennoch erfolgreich. Das Zusammenspiel der Arbeiten soll einen schönen, kraftvollen, polarisierenden Widerhall hervorrufen, der den Betrachter berauscht, amüsiert, abstößt und jungen Künstlern Mut macht, sich nicht von einem Kunstfeindlichen System bestimmen zu lassen.

Your Light is my darkness
Die Künstler sind Besuch gewohnt. Die Ateliers, in die sie einladen, sind ungemütlich, Bilder hängen schief an vollgeschmierten Wänden, angebissene Wurstbrote liegen im Aschenbecher. Es stinkt und die Künstler sitzen maulfaul und schlecht gelaunt in ihrem Sessel. Ihre Bilder sind Monstren, etwas Ungeheuerliches, das sich zeigen will. Sie haben ihr Existenzrecht mit grinsender Vehemenz durchgesetzt und das wollen sie dem Betrachter auch entgegenschreien. Sie schreien: Seht mich an! Hier bin ich! Es gibt mich, weil es mich geben muss. Sie befriedigen Bedürfnisse, die sonst nirgendwo befriedigt werden, sie sind die warmen Finger, die den Betrachter in den Darkroom der schönen Künste ziehen. Die hier versammelten Künstler sind Anwälte des Monströsen. Ihre Besucher, Fans und Sammler sind ihre Mandanten, die Bilder selbst die Plädoyers und Indizien im endlosen Prozess gegen die Abgründe der Menschheit. Trotz offensiver, radikaler Gesten bieten sie ganz pflichtbewusst eine bürgerliche Lösung für ein bürgerliches Problem: Ihre Bilder schaffen moralfreie Räume, sind das verbotene Zimmer, das jedem gutbürgerlichen Haushalt fehlt, das Zimmer in dem sich Dr. Jekyll in Mr. Hyde verwandelt und sie machen diesen Vorgang durch ihre Existenz obsolet. Die Bilder ermöglichen die Einverleibung des Monströsen und verhindern somit so manche Selbstzerfleischung des bürgerlichen Subjekts. Sie sprechen zu denen, die sie verstehen wollen, die sie brauchen und den anderen berichten sie grell und lautstark von einer Welt, von der sie gar nichts wissen. Aber es gibt diese Welt und sie gehört zum Leben sagen die Künstler bevor sie das Wurstbrot aus dem Aschenbecher holen, um es vor aller Augen zu verschlingen. Die Künstler sind Besuch gewohnt, sind gewohnt schlechte Gastgeber zu sein. Sie empfangen ihren Besuch an einem Ort der Freiheit. Sie empfangen Besucher, die gar nicht wissen, wie Scheiße diese Freiheit manchmal schmeckt.

Carsten Tabel