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25 Jahre 4000

> Bilder der Ausstellung

Vom 05. bis zum 25. Juni 2016 hat Feinkunst Krüger die große Ehre die 4000 Jubiläumsausstellung mit neuen Werken des Meisters in seinen Räumen zu präsentieren.

Um die Ausstellung noch glanzvoller zu machen als sie ohnehin schon ist, wurden vom Künstler und der Galerie 10 weitere Künstler gebeten ihre neuen Arbeiten zu präsentieren. Eingeladen wurden alte Weggefährten, Kollegen und Bewunderer seiner Arbeit:

Jim Avignon, DM Bob, Till Gerhard, Henning Kles, Karen Koltermann, Stefan Marx, Heiko Müller, SAM., Dennis Scholl und Patrick Sellmann.

Damit dürfte klar sein welches das Ausstellungshighlight des Jahres 2016 in Hamburg sein wird.
4000 reiht sich damit auch endgültig in die Reihe der wichtigsten Künstler Hamburgs ein, in der
er nun neben Barlach, Runge, Janssen und Darboven seinen würdigen Platz findet.

Zur Vernissage am Samstag den 04. Juni 2016 ab 20.00 Uhrladen wir herzlich ein.

 

Betrachterfreundliche Ansichten aus dem genialen Blickwinkel

„Ein bißl Geld, ein bißl Sex, ein bißl Tragik und ein bißl Traum, Märchen... Monarchie ... Hochfinanz und Industrie. Und ein bißl Perversion, das wäre die ideale Mischung" pinselt 4000 mit schwarzer Schreibschrift auf ein Bild. Und es klingt doch nach der perfekten Losung für jemanden, dessen Bildsujets von Pudel bis Porsche, Kartoffel, Koks und Kassiererin, Liebe oder Laster reichen. Für jemanden, der die Welt in der Nische abbildet und sie seltsam erhöht, indem er sie mit Acrylfarbe auf Leinwand bannt. Für jemanden, der die Malstile „von... bis“ im Repertoire hat jedoch lieber das Flüchtige zelebriert: Breite schnelle Pinselstriche überlagern sich, Leerstellen vermissen Farbe wie die Wunde das Pflaster, Kleckse türmen sich zu Reliefs. Da steckt immer Tempo drin. In Kombination kommentieren Textfragmente aus der einen oder anderen Bildecke oder nehmen auch mal die ganze Leinwand ein und überlagern das Gemalte. Machen einen Witz darauf, unterhalten. Küssen den Nerv und sind das Gegenteil von plakativ. Das passt für jemanden, der sich 4000 nennt.

Leute, die ihn fragen, warum er unter dem Signet 4000 arbeitet, rätseln weiter. Es bleibt ein Märchen, daß er 4000 Bilder verkaufen wollte, und dann Schluss. Denn Schluss ist noch lange nicht, auch nicht nach 25 Jahren und weit mehr als 100 Ausstellungen. 4000 macht lieber da weiter, wo er angefangen hat. Im Atelier in der Kastanienallee auf St. Pauli Anfang der 90er Jahre. In der Brutstätte seiner Bildkunst hat der Polizistensohn lange und auch hart daran gearbeitet, sein Paralleluniversum zum Kunstbetrieb aufzubauen und den Ruhm des Unberechenbaren zu atmen, des Antikünstlers. Zugegeben, gehört dies teils auch zum Mythos 4000. Denn das Schicksal spielte „trial and error“, als der 1963 in Heilbronn geborene sich zwei mal auf das Hamburger Arbeitsstipendium bewarb (1990/1994), beide Male in die Endausscheidung kam, aber das Stipendium nicht erhielt. Zwei Absagen, die bedeuteten: Keine finanzielle Unterstützung und nur die halbe Anerkennung, die er als junger Künstler ohne Kunsthochschule und daraus gesponnenen Seilschaften bedurft hätte.

Aber bevor 4000 sich zum modernen Helden stilisierte, der sich à la Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zog, oder zum Bittsteller der Kunst wurde, hatte er längst andere Ideen und sein Motor lief und lief. Bilder gab’s wie am Fließband, 300 Becks auf Papier, Stück ca. 10 Mark, mal eben am Donnerstag Abend gemacht, auf Zetteln, die rumlagen. Oder die „Richter to go“ – die ersten Werke aus dieser bis heute nicht abgeschlossenen Serie sind jetzt Sammlerstücke. Genau wie die Bilder aus der Folge www.kleinelandschaft.de. Gemacht als plötzlich das Internet aufkam und das Piepsen des Modems noch zur akustischen Kulisse gehörte. Der mediale Wandel und damit auch der gesellschaftliche wird bei 4000 wie ein „Ready Made“ implantiert. „Arbeistlos“ steht unter der Frau, die mit Zigarette und Getränk am dunkel getäfelten Tresen sitzt – realer Alltag als Schnappschuss verewigt. Und auf seine Weise immer komisch.

Mit dieser Momenthaftigkeit tanzt 4000 auf dem gleichen Kunst-Parkett wie einst Martin Kippenberger, der mit seinen Vorlieben für galante Kombinationen aus Bild und Text, Skulptur und Foto das Publikum bezirzte und Humor als Antrieb für gewagte Pirouetten nutze. Die ironische Distanz zum Tamtam des Kulturbetriebs ist bei beiden Gesetz: 4000 kommentierte zum Beispiel das 7000-Eichen-Projekt in Kassel von Joseph Beuys mit seinen „4000 Eicheln“ in einem Karton. Doch natürlich ist er mehr als jemand, der Witze macht.

Er behauptet sich auch als Vermittler und Berater in Sachen Kunst. Diese Talente stellte er besonders zur Schau, als er in den 90er Jahren mit den Künstlerfreunden Karen Koltermann und SAM. im eigens gegründeten Verein in der Clemens-Schulz-Straße (später Karolinenstraße) fast im Wochentakt subversive Happenings der Extra-Klasse veranstaltete. Die Bilder waren noch nass, die Musik laut, das Bier professionell gekühlt. In der Ecke schwammen Kofferfische im Aquarium (auch im Atelier viele Aquarien!), der Schriftsteller Max Goldt aus Berlin tummelte sich im Publikum, genau wie andere, die das Große im off suchten. In der Hauptstadt wummerten Raves und die Love Parade, Off-Galerien eröffneten hinter jedem Mauervorsprung in Mitte. Hamburg hatte den Pudel-Club, und die spürbarste Regung im Kunstbetrieb kam eben aus dieser kleinen Zelle der drei Freunde. Hier bot sich für feine Künstler die Gelegenheit, ihre Werke zu zeigen. Und viele davon sind heute museumsreif. Obwohl sie damals noch zu Preisen zu haben waren, die gerade mal den Materialwert der Arbeiten überstiegen. In den 90ern hieß es Cheap Art.

An diesem betrachterfreundlichen Prinzip hat sich nichts geändert. „Sammeln Sie Kunst“, lautet bis heute die Mission des Künstlers 4000, der jetzt auf der seiner Website Bilder anbietet oder auf Facebook postet. „Likes“ gibt es immer viele, oder Sprüche wie „haben wollen“. Einen Mehrwert kommt bei 4000 gratis obendrauf. Auch nach 25 Jahren.

Weiter gnadenlos, weiter aktuell, weiter wahr und lückenhaft. So wie er selbst. Thomas Egeler alias 4000 ist ein Fan seines eigenen Tuns und akzeptiert keine zweite Meinung. Diese Sicherheit, das Richtige zu tun oder lassen, macht sein Werk aus. Verunsichert hat ihn 2015 höchstens mal kurz der Zuspruch eines großen Künstlers aus München: Als eine Arbeit von ihm dem Filmemacher Helmut Dietl die letzte Ehre erwies, indem sie neben dessen Sarg bei der Trauerfeier stand. Es war das Bild mit dem Spruch: „Ein bißl Geld, ein bißl Sex, ein bißl Tragik ... " und drückte das mit Dietls Leben vereinbares Motto aus – da war 4000 gerührt und fühlte sich verstanden. Kurz darauf malte 4000 eine großartige Wetterlandschaft voller Bewegung und Dramatik, ihr Titel passt nur zu gut: „Wenn schon trübe, dann auch große Leinwand". 

Sandra Prill